Samstag, 15.02. Zu spät hatte ich es gesehen, hatte es mir auch nicht in den Kalender eingetragen, zum zweitenmal war ich zu spät. Aber diesmal bin ich dann dennoch schnell losgelaufen.
Die Caeciliakapel und auch die St. Maartenskerk sind in den Besitz der Gemeinde überegangen. Ich war bei beiden Aussegnungsgottesdiensten dabei. Im Gottesdienstblatt wurde beidmalig darauf hingewiesen, dass man sich Sachen mitnehmen kann, bevor sie dann weggeworfen werden. Das hatte mich berührt. Und wenn ich es schon nicht geschafft hatte, bei der Ceciliakapel dabei zu sein, wollte ich doch wenigstens bei der St. Maartenskerk gucken.
Zartes Glockengeläut ist zu hören als ich komme und Gepolter. Vor der Kirche steht ein großer orangfarbener Container. Ehrenamtliche Mitarbeiter tragen Holzplanken aus der Kirche. Traurig gehe ich in die große Kirche und sehe mich um. Alte Bücher liegen da, Gemälde … wenn ich es richtig verstanden habe, ist keiner gekommen, um sich etwas mitzunehmen. Einerseits traurig, andererseits – was will ich mit einem alten niederländischen Buch, das ich nicht unbedingt lesen kann? Ein Antiquar hatte attestiert, dass die Bücher keinen Wert haben. Aber sie sind doch Ausdruck der Geschichte der Kirche, auch die Gemälde haben eine Geschichte. Wie ist die Kirche in den Besitz der Bilder gekommen? Wer hat sie gemalt?
Zeit ein letztes Mal in der Kirche zu sein. Warum macht es mich so traurig? Ich wohne 6 1/2 Jahre hier, mich verbindet kein großes Fest mit der Kirche und sie bleibt öffentlich.
Ich kann mit dem ein und anderen ein bisschen reden. Einer erzählt traurig, dass ganz viel Spielzeug aus der Ceciliakapel an Klesteo weitergegeben wurde. Bei Klesteo werden Kleider und Spielsachen gesammelt und an Bedürftige weitergeschenkt. Beruhigend, dass es nicht gleich in den Müll gewandert ist. Da ich auch mal Freiwillige bei Klesteo war, weiß ich, dass Kleidung und Sachen, die noch gut genug erhalten sind, weitergegeben werden, wenn es bei Klesteo nicht (mehr) passt.
Ich nehme mir die Zeit, traurig zu sein. Ich darf mich umsehen, gehe nochmals in die Küche, die vor nicht allzu langer Zeit erneuert wurde, ebenso die sanitären Anlagen, gehe die Treppe hinauf und in den Raum, in dem wir auch Bibliodrama hatten.
Wieder draußen höre ich, dass das Glockengeläut ein Lied spielt. Ich weiß nicht, welches. Die Männer tragen weiter Sachen aus der Kirche, ein altmodisches Vitrinenschränkchen aus Glas, haufenweise Bücher. Ich will gerade gehen, da ertönt ein weiteres Lied, ich summe mit, es dauert, bis mir der Refrain einfällt – „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt und sonst gar nichts“, ein kirchliches Glockenspiel, das ein weltliches Lied spielt – so vielsagend.
Versonnen stehe ich da, ein Mann erzählt, er habe früher neben der Kirche gewohnt und auch immer seine Fenster aufgemacht, um dem Glockenspiel zuuhören. Aber das hier – das ist sicherlich einmlig. Das nächste Lied „Weißt Du, wohin mein Herz auf Reisen geht?“ Link Ein Radfahrer fährt vorbei. Ich bin schon froh, dass mir der Titel einfällt, stehe etwas schunkelnd, es ist kalt. Nun aber, ich habe einen kalten kont – da ertönt noch ein Lied. „I just called to say I love you“ – lauter weltliche Liebeslieder erklingen.
Ich spreche ein vorübergehendes Paar mit Hund an, erzähle von der ausgesegneten Kirche und dass das gerade wohl ein Konzert ist, die Frau hört freundlich-interessiert zu und dann gehen sie weiter. Mir ist auch kalt. Es werden noch mehr Lieder gespielt, die ich leider nicht erkenne. Schließlich habe ich eine 3/4 Stunde zugehört.
Ich gehe in die Bibliothek, dort gibt es auch ein Cafe, und genieße eine heiße Chocomel mit Sahne. Nur ein paar Schritte entfernt, bin ich doch in einer ganz anderen Welt – Stimmengewirr, Geschäftigkeit …
Ich bin froh, dass ich mir die Zeit in und vor der Kirche genommen und gegönnt habe und bedauere etwas, dass ich vor einer Woche nicht auch schnell noch, wenn auch zu spät, zur Ceciliakapel gegangen bin.